Samsungs Mobilchef Koh Dong-Jin hatte auch schon mal mehr zu lachen.

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Die Affäre rund um schadhafte Akkus im Galaxy Note 7 scheint für Hersteller Samsung noch nicht ausgestanden zu sein. Praktisch jeden Tag sieht sich das südkoreanische Unternehmen mittlerweile mit neuen negativen Schlagzeilen konfrontiert. Aktuellster Höhepunkt: Ein sechsjähriges Kind soll in den USA durch ein schadhaftes Note 7 verletzt worden sein.

Bericht

Das Kind habe Videos auf dem neuen Smartphone betrachtet, als plötzlich der Akku durch Überhitzung explodiert sei, heißt es in mehreren US-Medien. Das Kind habe leichte Verbrennungen davon getragen, sei aber nach der Behandlung im Krankenhaus wieder in häusliche Pflege entlassen worden. Erst wenige Tage zuvor machten Aufnahmen eines brennenden Autos die Runde, das ebenfalls dem Note 7 zum Opfer gefallen sein soll.

Unterdessen hat Samsung selbst die Warnungen an bisherige Note 7-Käufer verschärft. Empfiehlt man doch das Smartphone gar nicht mehr weiterzunutzen. Stattdessen soll es umgehend ausgeschaltet und so bald wie möglich retourniert werden. Eine entsprechende Umtauschaktion hat Samsung vor wenigen Tagen bekannt gegeben, in Österreich sollen ab dem 19.9. neue Geräte geliefert werden.

In den letzten Tagen sind nach immer weiteren Berichten über durch das Note 7 ausgelöste Brände die Warnungen vor dem Smartphone zunehmend eindringlicher geworden. So warnt etwa die US-Flugbehörde FAA vor dem Einschalten eines Note 7 im Flugzeug. Ursprünglich hatte Samsung nur vom unbeaufsichtigen Aufladen des Geräts abgeraten. Mittlerweile hat sich aber herausgestellt, dass auch im Normalbetrieb Brandgefahr besteht.

Tochterfirma

Besonders unangenehm für Samsung: Die fehlerhaften Akkus wurden offenbar von der Samsung-Tochter SDI hergestellt. Wie es trotz der üblicherweise sehr ausführlichen Belastungstests, die Akkus vor dem Verkauf durchlaufen müssen, zu diesem Vorfall kommen konnte, ist bisher unklar. Laut Medienberichten wechselt Samsung für die neuen Note-7-Modelle jedenfalls nun komplett auf den chinesischen Zulieferer ATL, der auch die Akkus für Apples iPhone herstellt. Beim ersten Schub an Note 7 kam ATL nur bei 30 Prozent aller Geräte zum Einsatz.

Kursierende Gerüchte, dass Samsung mit Ende September die betroffenen Geräte aus der Ferne deaktivieren wird, dementiert das Unternehmen hingegen. Ein Note-7-Käufer hatte diese Behauptung in Berufung auf einen Support-Mitarbeiter des Unternehmens via Reddit in Umlauf gebracht.

Insgesamt muss Samsung nach eigenen Angaben weltweit 2,5 Millionen bereits verkaufte Galaxy Note 7 austauschen. In Österreich dürften nur wenige Konsumenten betroffen sind, erfolgte der Verkaufsstopp noch vor dem offiziellen Marktstart in Europa. Allerdings seien laut Samsung zum Teil bereits Geräte über Vorverkaufsaktionen an Kunden weitergegeben worden.

Konsequenzen

Für Samsung ist der Vorfall ein harter Schlag, ist das Note 7 doch nach der S-Reihe das zweitwichtigste Gerät im aktuellen Geräte-Lineup von Samsung, und hat in Tests überwiegende hervorragende Noten erhalten. Mit dem Vorfall entgehen Samsung jetzt nicht nur mehrere Wochen an Verkäufen, auch das Vertrauen in die Marke könnte nachhaltig beschädigt werden, befürchten Analysten. Entsprechend hat die Aktie des Unternehmens in den letzten Wochen deutlich nachgegeben, unter dem Eindruck der FAA-Warnung hat Samsung alleine am Montag 7 Prozent an Wert verloren. (apo, 12.9.2016)